Featured Schloss Lida

Das Schloss Lida (russ. Лидский замок) ist eine Burg in der belarussischen Stadt Lida, welche in den 1330er Jahren auf Anweisung von Prinz Gediminas erbaut wurde.

Foto: Alexxx1979 (CC BY-SA 4.0)



Die Burg wurde aus Bruchstein und Ziegeln erbaut und hatte die Form eines unregelmäßigen Vierecks mit zwei Ecktürmen im Grundriss und wurde auf einem sandigen Dammhügel (Höhe 5-6 m) errichtet, der von den sumpfigen Ufern der Flüsse Lidea und Kamenka umgeben ist. Die längste Wand ist die Nordwand mit einer Länge von 93,5 m und die kürzeste die Südwand mit 80 m. Die West- und Ostwand sind 84 bzw. 83,5 m lang. Auf der Nordseite der Burg befindet sich ein etwa 20 m breiter Graben, welcher die Flüsse miteinander verbindet und die Burg von der Stadt trennte. Im späteren Verlauf (vermutlich im 16-17 Jahrhundert) wurde vom Osten her ein künstlicher See in das System der Vorburgbefestigung mit aufgenommen. Der Hauptverteidigungswert wurde auf ein niedriges Fundament (70-80 cm) gelegt. Die Wände waren etwa 12 m hoch und 1,5-2 m dick. Die Galerieplattform ruhte auf Holzbalken. An der Süd- und Ostmauer des Schlosses befanden sich auf steinernen Konsolen 2 gemauerte Toiletten.


Vom südwestlichen Turm (erbaut in der ersten Hälfte des XIV. Jahrhunderts) sind nur Fragmente der Fundamente erhalten geblieben, welche ohne Verbindung mit den Burgmauern, aber auf gleicher Höhe mit den Fundamenten der letzteren hergestellt wurden. Der Turm hatte einen quadratischen Grundriss von 11,3 x 11,3 m und die Fundamente eine Breite von ca. 3 m und einer Tiefe bis zu 70 cm. Diese bestehen aus großen und mittelgroßen Steinen, deren untere Reihen mit rötlichem Lehm bedeckt ist und oben mit Kalksteinhain. Der Nordostturm (errichtet am Ende von XIV - XV Jahrhunderts) hatte die Form eines leicht schiefen vielseitigen Vierecks in den Maßen: 12 x 12,5 x 12,3 x 12,15 m und wurde ohne Verband an den Burgmauern befestigt. Die Dicke seiner Mauern von der Seite des Hofes erreichte 3 m. In der Nord-, Ost- und Südwand sind Nischen erhalten. Der erste Stock war mit einem Kreuzgewölbe bedeckt.


Es gab im gesamten 3 Eingänge zur Burg. Zwei davon in der Ostwand. Das kleinere Tor, welches etwa 2,5 m breit und 3 m hoch ist, diente dabei dem täglichen Gebrauch. Das größere Tor mit einer Breite von ca. 4,5 m und einer Höhe von 6 m diente hingegen als Eingangstor. Über seinem Rundbogen befand sich eine Stuckkartusche mit der Abbildung des Staatswappens des Großfürstentums Litauens ("Pahonia"). Der größere Eingang hatte eine spitze Nische zum Entladen, die von einer kleineren Eingangsöffnung durchbrochen wurde. Die Südmauer der Burg wurde in einer Höhe von etwa 2 m über dem Boden durch ein Loch mit einem Rundbogen geschnitten, welches als eine Sicherung für plötzliche Überfälle der Garnison oder ein versteckter Ausgang in kritischen Momenten der Verteidigung diente.


Burg- und Turmmauern bestehen hauptsächlich aus Feldsteinen. Die äußeren Geschosse bestehen aus großen, in horizontalen Reihen, verlegten Felsbrocken. Die Lücken zwischen den Felsbrocken sind mit Steinfragmenten auf einem Kalksteinkamm gefüllt. Als Beschläge wurden Holzbalken verwendet. Ziegel wurden nur für grundlegende Strukturelemente und architektonische Details verwendet.


Der Burghof beherbergte eine orthodoxe Kirche, welche jedoch im Jahre 1533 in die Stadt verlegt wurde. Ab dem Jahre 1568 wurden in der Burg Wohn- und Wirtschaftsgebäude, ein Gericht, ein Archiv und ein Gefängnis errichtet. Die Wohnräume befanden sich in den oberen Stockwerken der beiden Türme.


Nach dem Angriff der Kreuzfahrer im Jahr 1383, nahmen sie die Burg ein und zerstörten sie teilweise. Nur 9 Jahre später im Jahre 1392 belagerten deutsche und englische Ritter und die Armeen ihres damaligen Verbündeten Fürst Vitovt die Burg und nahmen diese ein. In den darauf folgenden Jahrhundert wehrte die Burg wiederholte Angriffe ab. Darunter im Jahre 1406 von den Truppen des Smolensker Fürsten Juri Swjatoslawitsch, 1433 von den Armeen des Fürsten Svidrigaila und 1506 von den Einheiten der Krimtataren. Erst im Jahre 1659 konnte die Burg von der Armee des Moskauer Fürstentums gestürmt und eingenommen werden. Während des Nordischen Krieges (1700-1721) wurde die Burg zweimal von den Schweden zerstört. Die letzte Schlacht fand im Jahre 1794 zwischen den Kosciuszko- Rebellen und der russischen Armee statt.


Im Jahr 1892 brannte Lida ab und der Brand zerstörte das gesamte Stadtzentrum, einschließlich des Rathauses aus dem 18. Jahrhundert. Um die Stadt wieder aufbauen zu können, begann die Stadtverwaltung die Burggebäude abzubauen und zu verkaufen. Dabei wurde der Sand von den Hängen des Burgberges abgenommen und Reste des südwestlichen Turms und ein Teil der Westmauer demontiert. Erst in den 1920er Jahren wurden die Schlossgebäude von polnischen Restauratoren leicht renoviert. Dabei entstand an Stelle der beschädigten Nordwestecke ein Holztor, durch welches man in den Burghof gelangen konnte. 1929 studierte der berühmte Künstler Yazep Drozdovich das Schloss und widmete es ein Album mit Skizzen. Im Jahre 1955 wurde die Burg von Lida in die Liste der unter Staatsschutz gestellten Baudenkmäler aufgenommen. 1985 erfolgte schließlich die vollständige Konservierung und in den letzten zwei Jahrzehnten Restaurierungsarbeiten des Schlosses Lida.


Jedes Jahr findet auf der Burg von Lida ein Turnier im mittelalterlichen Stil statt. In den beiden Türmen entsteht ein Museum.